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ALSTER-I Teilprojekt B


Selbstregulation des Lernens in der Studieneingangsphase: Strategien des Ressourcenmanagements

Projektlaufzeit

03/2015 – 03/2018

Gefördert durch

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Projektbeteiligte

Prof. Dr. Joachim Wirth, Dr. Julia Waldeyer und Dr. Jens Fleischer

Projektpartner

Prof. Dr. Dr. h.c. Detlev Leutner (Universität Duisburg-Essen)

Projektbeschreibung

Im Projekt wurde die Frage untersucht, welche Rolle Strategien des Ressourcenmanagements für ein erfolgreiches Studium spielen. Dabei wurde überprüft, inwiefern Lernprobleme in der Studieneingangsphase auf Defizite beim Einsatz von Strategien des Ressourcenmanagements zurückzuführen sind und inwieweit die Verfügbarkeit und die Nutzung dieser Strategien den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Studienerfolg vermitteln.

Akademisches Lernen unterscheidet sich maßgeblich vom Lernen an Schulen indem es deutlich höhere Anforderungen an die Selbstregulation und die strategische Ausrichtung von Lernprozessen stellt. Während kognitive und metakognitive Strategien als Prädiktoren für schulischen und hochschulischen Lernerfolg hinreichend untersucht sind, nehmen in jüngeren Zeiten ressourcenbezogene Strategien in der Forschung eine zunehmend stärkere Rolle für die Vorhersage von Studienerfolg ein. Zwar zeigen Metaanalysen zur Vorhersage des Studienerfolgs, dass kognitive Lernvoraussetzungen noch immer die besten Prädiktoren für Studienleistungen und den Verbleib im Studienfach darstellen. Dennoch lassen sich auch substanzielle Korrelationen sogenannter nicht-kognitiver Variablen wie der Einsatz von Ressourcenmanagementstrategien oder Persönlichkeitsfaktoren mit Studienerfolg zeigen. Das Projekt fokussierte daher sowohl auf Ressourcenmanagementstrategien als auch auf Persönlichkeitsfaktoren.

Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden insgesamt drei Studien durchgeführt. Studie 1 identifizierte mittels Fokusdiskussionsgruppen Unterschiede in den Anforderungen an das selbstregulierte Lernen zwischen Schule und Hochschule sowie Bewältigungsstrategien, die Studierende kennen und nutzen, um diese Anforderungen zu bewältigen. Als Ergebnis konnten insgesamt 60 Lernsituationen mit besonderen Herausforderungen an das Management interner wie externer Ressourcen identifiziert werden die in einem zweiten Schritt für die Erstellung eines Situational-Judgement Instrument (Ressourcenmanagement-Inventar: ReMI) herangezogen wurden. In Studie 2 wurde das ReMI an einer Stichprobe von N = 198 Erstsemesterstudierenden der Fächer Bauingenieurswesen und Erziehungswissenschaft pilotiert und validiert. In Studie 3 wurde das Instrument weitergehend validiert und hinsichtlich seiner faktoriellen Struktur, Messinvarianz und prognostischen Validität zur Vorhersage des Studienerfolgs untersucht. Eine erste, bereits reduzierte Version dieses Instruments zeigte eine sehr gute Reliabilität von α = .87.

Analysen zur konvergenten- und diskriminanten Validität verweisen ergänzend auf eine zufriedenstellende Konstruktvalidität. So korrelierten konvergente Konstrukte wie die Subskala Ressourcenmanagement des LISTs (r = .30, p < .01) oder die Skalen Zeitmanagement (r = .28, p < .01) und Prokrastination (r = -.41, p < .01) signifikant mit dem neuen Instrument. Diskriminante Variablen wie die kognitive Subskala Elaboration des LISTs korrelierten demgegenüber zu null (r = .06, p > .05). Darüber hinaus konnte in beiden Studien die fünf-faktorielle Struktur des Instruments (Hilfesuchen, Gestaltung der Lernumgebung, Zeitmanagement, Anstrengung und Motivation) bestätigt werden. Bei Betrachtung der Kompetenzen Studierender im Bereich des Ressourcenmanagements zeigte sich, dass der größte Teil der Erstsemesterstudierenden im Ressourcenmanagement ein Verfügbarkeitsdefizit (44%) aufwies, das heißt, dass sie die als angemessen angesehenen Strategien nicht (er)kennen. Ein kleiner Teil der Studierenden fiel in die Kategorien Produktions- und Nutzungsdefizit (17%) und ein mittelgroßer Teil der Studierenden gab an, kein Defizit im Ressourcenmanagement zu haben (39%). Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass Studierende des Fachs Bauingenieurwesen (M = .09; SD = .35) insgesamt signifikant schlechter abschnitten als Studierende des Fachs Erziehungswissenschaft (M = 1.06; SD = .37; t(198) = 2.90; p < .05; d = .45). Hinsichtlich der Frage nach der Bedeutung des Ressourcenmanagements für den Studienerfolg zeigte sich, dass Ressourcenmanagement, auch über kognitive Fähigkeiten und die Abiturnote hinaus, Klausurerfolg signifikant vorhersagen kann.

Weitere Informationen

Teilprojekt B (uni-due.de)

Publikationen (Auswahl)

Waldeyer, J., Dicke, T., Fleischer, J., Guo, J., Trentepohl, S., Wirth, J., & Leutner, D. (2022). A moderated mediation analysis of conscientiousness, time management strategies, effort regulation strategies, and university students' performance. Learning and Individual Differences, 100, 102228. DOI

Waldeyer, J., Fleischer, J., Wirth, J., & Leutner, D. (2020). Validating the resource-management inventory (ReMI): Testing measurement invariance and predicting academic achievement in a sample of first-year university students. European Journal of Psychological Assessment, 36, 777–786. DOI

Waldeyer, J., Fleischer, J., Wirth, J., & Leutner, D. (2019). Entwicklung und erste Validierung eines Situational-Judgement-Instruments zur Erfassung von Kompetenzen im Bereich des Ressourcenmanagements (ReMI). Diagnostica, 65, 108–118. DOI