An unserer Fakultät beschäftigen sich über 3000 Studierende und mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Wissenschaft sowie Verwaltung in drei Instituten mit philosophischen und erziehungswissenschaftlichen Lehrinhalten und Forschungsschwerpunkten. Wir zeichnen uns durch ein breit gefächertes geistes- und gesellschaftswissenschaftliches Angebot aus, mit welchem wir eine multiperspektivische, methodisch vielfältige und gesellschaftlich hochrelevante Lehre und Forschung bieten.
Die Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft stellt sich klar gegen jede Form der Diskriminierung oder Diffamierung von Menschen oder Gruppen aufgrund deren Herkunft, religiöser Zugehörigkeit, Nationalität, körperlicher Verfassung, sexueller Identität, Geschlechts, Einkommensverhältnisse oder ihres Alters.
Unser Mitgefühl gilt allen, die unter Hass, Verfolgung, Not und Krieg leiden!
Die Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaften trauert um Dr. Edoardo Canonica, der am 3. Juni 2025 nach schwerer Krankheit verstorben ist.
Edoardo Canonica hat von 2005 bis 2010 an der University of California in Santa Cruz ein BA-Studium in Linguistik absolviert, von 2010 bis 2014 ein Studium der Linguistik an der Hebrew University of Jerusalem mit einem Master of Arts abgeschlossen und im Anschluss daran 2017 am University College London einen Master of Philosophy-Abschluss erworben. Im Jahr 2022 wurde Edoardo Canonica am University College London mit einer Dissertation über "Borderline Contradictions" zum Doctor of Philosophy in Linguistics promoviert. Seit Oktober 2022 hat Dr. Canonica im ERC Projekt "Contradictory Logics: A Radical Challenge to Logical Orthodoxy" am Institut für Philosophie I der Ruhr Universität Bochum geforscht und linguistische Experimente zu Schlussmustern durchgeführt, die eine Rolle spielen in der Herleitung widersprüchlicher Aussagen.
Dr. Canonica hat die Logic in Bochum Gruppe an der RUB durch seine Expertise in experimenteller Linguistik, Semantik natürlicher Sprache, Vagheit in natürlicher Sprache, nicht-klassischer Logik, Kognition und Sprachphilosophie sehr bereichert. In seiner Person verbanden sich höchste fachliche Kompetenz und große Bescheidenheit. Edoardo Canonica wird als Mensch und als sehr geschätzter Kollege fehlen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt seinem Ehemann und seinen Angehörigen. >>English version<<
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>>English version<<
The Faculty of Philosophy and Educational Science mourns the passing of Dr Edoardo Canonica, who died on June 3, 2025, after a serious illness.
From 2005 to 2010, Edoardo Canonica pursued a BA in Linguistics at the University of California, Santa Cruz. He went on to complete an MA in Linguistics at the Hebrew University of Jerusalem from 2010 to 2014, followed by an MPhil at University College London in 2017. In 2022, he was awarded a Doctor of Philosophy in Linguistics from University College London for his dissertation on "Borderline Contradictions." Since October 2022, Dr Canonica had been a researcher in the ERC project "Contradictory Logics: A Radical Challenge to Logical Orthodoxy" at the Institute of Philosophy I at Ruhr University Bochum, where he conducted linguistic experiments on inference patterns involved in deriving contradictory statements.
Dr Canonica was a member of the Logic in Bochum group at RUB, enriching it with his expertise in experimental linguistics, natural language semantics, vagueness in language, non-classical logic, cognition, and the philosophy of language. He combined outstanding scholarly competence with modesty. Edoardo Canonica will be greatly missed—both as a person and as a highly esteemed colleague. We will honour his memory with lasting gratitude. Our heartfelt condolences go out to his husband and his family.
Frithjof Rodi (geboren am 1.4.1930 in Pforzheim) studierte in Tübingen Philosophie u.a. bei Eduard Spranger und Otto Friedrich Bollnow, bei dem er 1958 mit einer Dissertation über Diltheys Phantasiebegriff promovierte; die Habilitation erfolgte 1970. Im selben Jahr wurde Rodi an die RUB berufen, an der er bis zu seiner Emeritierung 1993 mit großem Erfolg lehrte.
Seine philosophischen Hauptarbeitsgebiete waren Dilthey und die Dilthey-Schule, die Theorie und Geschichte der Geisteswissenschaften – insbesondere die Hermeneutik im 19. und 20. Jahrhundert – und die Weiterentwicklung der „hermeneutischen Logik“ zu einer „Epidigmatik“. Bedeutsame Ereignisse seiner wissenschaftlichen Biographie waren v.a. die Fortführung der Edition der Gesammelten Schriften Diltheys (Bände 18-26, 1977-2006), die Begründung und Leitung des Dilthey-Jahrbuchs für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften (12 Bände, 1983-1999/2000), die Gründung der Dilthey-Forschungsstelle im Institut für Philosophie (1983) sowie die Mitherausgabe der amerikanischen Dilthey-Ausgabe Selected Works (6 Bände, 1985-2020). Daneben hat Rodi die Bollnow Studienausgabe initiiert und mit ediert (12 Bände, 2009-2021) sowie Arbeiten von Herman Nohl (1970) und die Logik-Vorlesungen von Georg Misch (1994) mit herausgegeben.
Die wichtigsten seiner zahlreichen Dilthey-Studien und seiner Aufsätze zur Theorie und Geschichte der Geisteswissenschaften wurden in mehreren Bänden zusammengefasst: Morphologie und Hermeneutik (1969), Erkenntnis des Erkannten (1989), Das strukturierte Ganze (2003), Über die Erfahrung von Bedeutsamkeit (2015) und Diltheys Philosophie des Lebenszusammenhangs (2016). Durch seine Arbeiten, die international große Anerkennung gefunden haben, hat Rodi die Ruhr-Universität Bochum zum Zentrum der internationalen Dilthey-Forschung gemacht, wovon seine diversen Arbeitsbeziehungen zu Forscherinnen und Forschern (u.a. USA, Italien, Japan, Polen, Südkorea) Zeugnis ablegen. Ein Höhepunkt seines akademischen Wirkens war der von ihm mit ausgerichtete, große, international besetzte Kongress Anthropologie und Geschichte aus Anlass von Diltheys 100. Todestag vom 27.9.-1.10.2011 in Meran.
Nicht zuletzt den Forschungen Frithjof Rodis, der nicht nur ein hervorragender Editor und ein subtiler Interpret philosophischer Texte, sondern auch ein höchst erfolgreicher Organisator war, ist es zu verdanken, dass Wilhelm Dilthey inzwischen zu den Klassikern der deutschen Philosophie gerechnet wird.
Am 27. Oktober ist Frithjof Rodi, der in seiner überaus lesenswerten Autobiographie Das Haus auf dem Hügel (2006) sehr eindrucksvoll seine Jugend in Pforzheim vor dem Hintergrund der Nazi-Herrschaft und des 2. Weltkriegs schildert, im hohen Alter von 95 Jahren in Bochum verstorben.
Verfasser: Prof. Dr. Hans-Ulrich Lessing