(Mit besonderer Berücksichtigung der Philosophie der Neuzeit)
Die philosophische Ethik schreibt uns nicht vor, was wir tun und wie wir leben sollen. Sie hinterfragt vielmehr die Vorstellungen vom Guten und Richtigen, an denen wir uns dabei immer schon mehr oder weniger bewusst orientieren. Sie bemüht sich, den Gehalt, die Voraussetzungen und Konsequenzen unserer moralischen Ideen wie Schuld, Verantwortung, Freiheit, Vernunft, Menschenwürde, einer Überprüfung zugänglich zu machen und damit auch einen verantwortlichen Umgang mit ihnen zu ermöglichen. Denn die Art und Weise, wie moralische Ideen verstanden und umgesetzt werden, hat Konsequenzen, die ebenfalls ethisch zu untersuchen sind. Wir befassen uns daher mit den Ideen und Zielen neuerer moralischer Reformbewegungen und mit Problemen des Moralismus.
Dabei gehen wir mehrgleisig vor. Der Schwerpunkt insbesondere in der Lehre liegt auf der Aufarbeitung der philosophischen Tradition der Neuzeit bis zur Gegenwart, die wir einerseits als normative Grundlage der Kritik einsetzen, indem wir gegenwärtige Praktiken im Rückgriff auf Positionen der modernen Ethik hinterfragen. Andererseits unterziehen wir die Philosophie der Neuzeit selbst einer Kritik mit Blick auf ihre Eignung für eine Ethik des Alltagslebens. Bei dieser Kritik geht es nicht nur um die interne Konsistenz und Kohärenz philosophischer Theorien. Wir untersuchen auch ihre Adäquatheit mit Blick auf ihre Eignung, Orientierung, aber auch eine hinreichend differenzierte Sicht der Probleme mit Blick auf die moralischen Probleme des Alltagslebens zu gewährleisten. Für diese Kritik benötigen wir externe normative Gesichtspunkte, die wir teilweise durch die Auseinandersetzung mit antiken und nichteuropäischen Denktraditionen gewinnen. Des Weiteren befassen wir uns mit den ethischen Reflexionsmöglichkeiten, die sich in den verschiedenen Bereichen der Kunst, insbesondere des Films, mit Blick auf eine Ethik des Alltagslebens entwickelt haben. Der Lehrstuhl für Ethik und Ästhetik ist daher schon von seiner Methodik her auf die Zusammenarbeit mit den anderen Geistes- und Kulturwissenschaften ausgerichtet. Er versteht seine philosophische Tätigkeit im Sinne John Deweys als eine konstruktive Reflexion und Vermittlung zwischen den Wissenschaften und den Künsten.
Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Probleme der Streitkultur in Demokratie und Wissenschaft, Baden-Baden 2023.
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Maria-Sibylla Lotter, Saskia Fischer (Hg.): Guilt, Forgiveness, and Moral Repair. A Cross-Cultural Comparison, Basel 2022.
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Maria-Sibylla Lotter: Scham, Schuld, Verantwortung - Über die kulturellen Grundlagen der Moral, Frankfurt am Main, 3. Aufl. 2019.
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Eike Brock, Maria-Sibylla Lotter (Hg.): Besser geht’s nur in der Komödie. Cavell über die moralischen Register von Literatur und Film (= Kulturphilosophische Studien 2). Verlag Karl Alber, 1. Auflage 2019.
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Josef Früchtl, Philipp Theisohn (Hg.): Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 1/2018. Mit Beiträgen von Maria-Sibylla Lotter.
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