12. November 2020
Am 31. Oktober 2020 verstarb im Alter von 95 Jahren Prof. em. Dr. phil. Dr. mult. h. c. Oskar Anweiler.
Wir gedenken des Lehrstuhlgründers, akademischen Lehrers und geschätzten Wissenschaftlers, Oskar Anweiler, der sich in außergewöhnlicher Weise für die Belange der internationalen Verständigung und Kooperation vor allem zwischen West und Ost eingesetzt hat, auch in Zeiten des Kalten Krieges. Der Nestor der Vergleichenden Erziehungswissenschaft in der Bundesrepublik, der am 1. Mai 1965 den Lehrstuhl am Institut für Pädagogik der jungen RUB erhielt und bis 1990 innehatte, prägte die westdeutsche Subdisziplin in vielfältiger Weise. Er genoss in der Bundesrepublik wie im Ausland ein hohes Ansehen für seine Beiträge zu Internationalen und Vergleichenden Erziehungswissenschaft, die er durch historische Grundlegung fundierte. Besonders bekannt geworden sind seine Publikationen über „Die Rätebewegung in Russland 1905-1921“ (1958), zur „Geschichte der Schule und Pädagogik in Russland vom Ende des Zarenreiches bis zum Beginn der Stalin-Ära“ (1964) oder zum „Vergleich von Bildung und Erziehung in der Bundesrepublik Deutschland und in der Deutschen Demokratischen Republik“ (1990). Neben Forschung und Lehre wirkte er von 1965 bis 2010 als Herausgeber, Gutachter und Autor an der Zeitschrift „Bildung und Erziehung“ mit. In vielfältiger Weise engagierte er sich in internationalen Fachorganen wie z. B. als Vizepräsident der Comparative Education Society in Europe (1973 bis 1977), Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (1974 bis 1991) oder als Präsident des International Committee for Soviet and East European Studies (1980 bis 1985). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, nicht zuletzt den Erich Hylla Preis (1990) oder das Bundesverdienstkreuz am Bande (1990). 1997 wurde er zum ausländischen Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Im Jahre 2000 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig geehrt und 2007 wurde ihm der doctor honoris causa von der Universität Warschau verliehen.
Die Vergleichende Erziehungswissenschaft verliert mit dem Tod Oskar Anweilers einen renommierten Vertreter, seine Schüler und Schülerinnen einen kritischen und fordernden Lehrer und die Kollegen einen engagierten Mitstreiter. Dafür werden wir ihn in dankbarer Erinnerung behalten!
Ein Nachruf erscheint in der Zeitschrift „Bildung und Erziehung“, Heft 1/2021 sowie in SIIVE bei der DGfE.