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Akademienprojekt: Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Text - Kommentar - Wörterbuch Online

Friedrich_Heinrich_Jacobi

Am Forschungszentrum für Klassische Deutsche Philosophie / Hegel-Archiv wird das Projekt „Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Text – Kommentar – Wörterbuch Online“ erarbeitet. Träger des Projekts ist die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.

Dem Briefwechsel des Philosophen, Dichters, Schriftstellers und Wirtschaftsreformers Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) kommt eine einzigartige Bedeutung für das Verständnis der Epoche der Klassischen Deutschen Philosophie zu – sowohl wegen seiner philosophischen Ausrichtung, die die Diskurslage der Epoche in ihrer ganzen Breite und Vielfalt spiegelt, als auch wegen des Kreises der Briefpartner. Jacobis Korrespondenz bildet ein Spiegelbild dieser persönlichen Kontakte. Er schreibt nicht als „Philosoph von Profession“ im Sinne eines bürgerlichen Berufs, sondern er ist „Philosoph von Profession“ im Sinne eines engagierten ‚homme des lettres‘, der das Gespräch – und nicht zuletzt das zuspitzende Streit-Gespräch – liebt, sucht und fördert. In seinen Briefen nimmt er alle Impulse seiner Zeit ebenso sensibel wie kritisch auf und durchleuchtet sie mit scharfsichtigem Blick, der von der Fixierung auf Schulpositionen ganz unbefangen bleibt. Es ist gerade diese souveräne, auch materiell begünstigte Distanz Jacobis gegenüber der professionellen Einbindung in spezifische politische, philosophische und literarische Kontexte, die seine Korrespondenz zu einem geistig-kulturellen Brennpunkt der Epoche macht. In weltbürgerlichem Interesse korrespondiert er mit denjenigen, die die Welt des Bürgertums um 1800 repräsentieren. Den hohen Rang dieses Briefcorpus mögen einige wenige herausragende Namen in bewußt bunter Reihenfolge illustrieren: Wieland, Goethe, Klopstock, Gleim, Heinse, Lessing, Mendelssohn, Lavater, Dohm, Garve, Fürstin Amalia von Gallitzin, Hemsterhuis, Hamann, Herder, Forster, Sömmerring, Johannes Müller, Matthias Claudius, die Familie Reimarus, Pestalozzi, Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, Johann Heinrich Voß, Kant, Fichte, Reinhold, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Schiller, Georges-Louis Le Sage, Jean François de La Harpe, Jacques Necker, Karl Friedrich Reinhard (zeitweiliger französischer Außenminister), Madame de Stael, Jean Paul, Bouterwek, Schelling, Friedrich Schlegel und Schleiermacher.

Der Briefwechsel der Düsseldorfer Jahre Jacobis (1762 bis September 1794) ist in den letzten Jahren ediert und kommentiert worden. In der jetzt laufenden Projektphase wird der Briefwechsel aus zwei weiteren Abschnitten seines Lebens bearbeitet:

  • Oktober 1794 bis Juli 1805: Nach seiner Flucht aus dem von französischen Truppen besetzten Rheinland im September 1794 findet Jacobi Zuflucht bei Freunden in Hamburg und Holstein. Hier intensiviert er seine Verbindungen zu den dort lebenden Schriftstellern und Gelehrten (Carl Leonhard Reinhold, Matthias Claudius, Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, Johann Heinrich Voß); zugleich wirkt er in dieser Periode mit seinen Schriften und seinem Briefwechsel v.a. mit Fichte, Reinhold und Jean Paul stark auf die Fortentwicklung der Klassischen Deutschen Philosophie ein. 1799 liefert er mit seinem öffentlichen Brief „Jacobi an Fichte“ den wichtigsten philosophischen Beitrag zum „Atheismusstreit“.
  • August 1805 bis März 1819: 1804 wird Jacobi an die Bayerische Akademie der Wissenschaften berufen, wodurch sich ihm für ein gutes Jahrzehnt abermals ein neuer Lebensumkreis erschließt. In dieser Zeit kommt es zur Begegnung mit Schelling und zum mit Schelling ausgetragenen „Theismusstreit“, aber auch zum persönlichen Kennenlernen mit Jean Paul, mit dem er bereits seit 1798 korrespondiert, und zur freundlichen Begegnung mit Hegel, in deren Folge Hegel die Bedeutung Jacobis für die Ausbildung seines eigenen Denkens offensiv unterstreicht.

Ergänzend zur Edition des Briefwechsels Friedrich Heinrich Jacobis wird im Erschließungsmodul des Projekts das elektronisch erscheinende „Wörterbuch Online“ erarbeitet. Die Textgrundlage des Wörterbuchs besteht aus dem Komplex der philosophischen und literarischen Schriften Jacobis (siehe die Ausgabe seiner Werke), seiner gesamten Korrespondenz sowie seiner „Denkbücher“. Die Artikel des Wörterbuchs erschließen sowohl die interne Vernetzung seines Werks als auch dessen Einbettung in die zentralen philosophischen und politischen Auseinandersetzungen der Epoche. Ziel ist es, ein Arbeitsinstrument zu erstellen, das nicht nur für die Jacobi-Forschung, sondern für die Forschungen zur Epoche um 1800 insgesamt von systematischer Bedeutung ist. Das Jacobi-Wörterbuch ist frei zugänglich unter jwo.saw-leipzig.de. 

Die Ausgabe „Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel“ erscheint im Verlag frommann-holzboog in Stuttgart-Bad Cannstatt.

2023 sind die beiden Teilbände (JBW I,13,1 und JBW I,13,2) erschienen. Sie beinhalten den Briefwechsel von Januar 1801 bis August 1805 und Nachträge aus der Zeit von 1770 bis 1798.

Verlagsinformationen

 

 

 

Zum 200. Todestag Friedrich Heinrich Jacobis fand vom 28. bis 30. November 2019 am Forschungszentrum für Klassische Deutsche Philosophie / Hegel-Archiv in Kooperation mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig eine Internationale Tagung statt zum Thema „Jacobi und Kant“ (zur Tagungshomepage). Der Tagungsband ist 2021 erschienen.

 

PROJEKTGRUPPE:

VORHABENBEZOGENE KOMMISSION: