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Dr. Sebastian Buck

Kurzvita:
Jg. 1982, Studium der Politikwissenschaft in Marburg und Lille (Frankreich); Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn, Promotion im Fach Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen.

Promotionsthema:
"Deliberative Ideale im Kontext informeller Bürgerbeteiligung: eine qualitative Studie zu den Strukturmerkmalen deliberativer Beteiligungsverfahren."

Abstract:
Unter deliberativen Beteiligungsverfahren sind jene Arrangements zu verstehen, die erstens eine wirksame Einbindung der Bürger ermöglichen, zweitens in vorgefassten Settings und damit nicht spontan stattfinden, und drittens zumindest informellen Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse ausüben. Die Zahl dieser Verfahren hat seit Ende der neunzehnhundertneunziger Jahre eine starke Verbreitung und Ausdifferenzierung erfahren, wobei mitunter nur technische Details einzelne Verfahren unterscheiden. Gemeinsam ist den Beteiligungsverfahren, dass sie den Anspruch erheben, wahrgenommene Defizite eines auf Repräsentation ausgerichteten politischen Systems zu überwinden und in den Dimensionen der systemischen wie demokratischen Performanz bessere Ergebnisse hervorzubringen. In der Studie wurde der Frage nachgegangen, in wie weit die Struktur deliberativer Beteiligungsverfahren diese Ansprüche regelgeleitet befördert. Dazu wurden in einer empirisch-qualitativen Untersuchung auf Grundlage der Grounded Theory Methodologie (GTM) fünf deliberative Verfahren in ihrer idealtypischen Ausgestaltung miteinander verglichen. Texte der Designer der Verfahren, Einsichten aus der praktischen Anwendung sowie Problemzentrierte Interviews mit Experten aus dem Feld wurden als Datenmaterial herangezogen. Im Zuge der empirischen Analyse wurden zunächst die Spezifika der untersuchten Verfahren herausgearbeitet, bedeutsamer waren allerdings gemeinsam geteilte Merkmale, die in vier zentralen und miteinander in Beziehung stehenden Kategorien zum Ausdruck kommen. Damit konnten deliberative Beteiligungsverfahren als zeitlich beschränkte Diskurs- und Lernräume skizziert werden, die durch vielfältige und mitunter widersprüchliche Strategien auf sich aufmerksam machen und zur Beteiligung anregen. Durch eine versteckte Steuerung wird ein formaler Verfahrensabschluss sichergestellt. „Anything goes“ als Phänomen der Kernkategorie führte die vier Kategorien zusammen und ermöglichte eine zusätzliche Blickweise auf den Unter-suchungsgegenstand. Es wurde deutlich, dass die Mechanismen, die einen idealtypischen Verfahrensablauf verhindern, bereits in der Idealstruktur selbst angelegt sind, um auf diese Weise zumindest einen verlässlichen Weg eröffnen zu können, die Verfahren formal regelkonform abschließen zu können. Die Studie konnte nachweisen, dass es den gegenwärtigen deliberativen Beteiligungsverfahren strukturell misslingt, deliberative Normen verbindlich in den drei entscheidenden Dimensionen Inklusion, Diskursqualität und politische Einflussnahme zu operationalisieren.

Zur Publikation.

Betreuer*innen:
Prof. Dr. Walter Reese-Schaefer, Georg-August-Universität Göttingen
Prof. Dr. Sandra Aßmann, Ruhr-Universität Bochum

Ansprechpartner / Sekretariat
Claudia Setterich

Tel: 0234 / 32- 28565

Mail: sro-ife@rub.de
Web: https://ife.rub.de/sro

Raum: GA 1/33