Kurzvita:
Olga Neuberger, Jg. 1992. Studium der Fächer Mathematik, Pädagogik und Bildungswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Abschluss Master of Education im März 2019. Anschließend Beschäftigung als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich „Soziale Räume und Orte des non-formalen und informellen Lernens“ unter Leitung von Prof. Dr. Sandra Aßmann. Dezember 2024 Promotion im Fach Erziehungswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Februar 2025 Auszeichnung mit dem institutsinternen Klaus Schaller-Preis der Ruhr-Universität Bochum für herausragende Dissertationen.
Promotionsthema:
„Praktiken der visuellen Repräsentation und Subjektivation: Theoretische und empirische Perspektiven am Beispiel angeleiteter Rundgänge und Rundfahrten an einem historischen Lernort“
Abstract:
Die kumulative Dissertation widmet sich der ortsgebundenen Pädagogik am ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit Fokus auf die dort angebotenen angeleiteten Rundgänge und Rundfahrten über das Gelände. Die pädagogischen Rundgangsformate werden unter besonderer Berücksichtigung der (digitalen) Bilder bzw. Bildräume als repräsentatives machtvolles Zeige- und Anerkennungsgeschehen untersucht.
An der Schnittstelle von Medien- und Gedenkstättenpädagogik ist von empirischem Interesse, wie welche ‹(Repräsentations-)Sachen› in angeleiteten Rundgängen und Rundfahrten über das ehemalige Reichsparteitagsgelände hervorgebracht werden und wie darin welche Subjektpositionen angenommen werden. Repräsentationen werden als Übersetzungen und die (visuellen) Medien sowie die durch sie transportierten Zeichen als materielle Artefakte gefasst. Die Bildrezeption, die sich im Fall der Rundfahrten mittels Head-Mounted-Displays (Virtual Reality-Brillen) vollzieht, wird als Praktik konzipiert.
Rekonstruiert werden Formen des vergleichenden und standardisierten Darbietens und Sehens sowie Muster eines inszenierten raum-zeitlichen Synchronisierens und eines raum-zeitlichen sowie mentalen Distanzierens. Als sogenannte Gäste des historischen Lernortes nehmen die Teilnehmenden der verschiedenen Rundgangsformate die Subjektposition der sekundären bzw. tertiären Moralzeug:innen ein.
Die Untersuchung folgt dem qualitativen Forschungsprogramm der Situationsanalyse nach Clarke, welche eine Postmodernisierung der Grounded Theory nach Strauss darstellt. Das Hauptdatenmaterial der Untersuchung bilden dichte Beobachtungsprotokolle der verschiedenen Rundgangsformate, die unter Rückgriff auf teilnehmende Beobachtungen verfasst worden sind und Interaktionsanalysen unterzogen werden. Dabei kommt in ausgewählten Analysen die aus der anerkennungstheoretischen Subjektivierungsforschung stammende Re-Adressierungsanalyse zum Einsatz.
Der Manteltext bündelt die metatheoretischen Perspektiven und gibt am Beispiel des Mead’schen (objektbezogenen) Perspektivbegriffs Einblick in das Changieren zwischen pragmatistischen und poststrukturalistischen Annahmen als Teil des Forschungsprozesses. Daneben wird das methodische Vorgehen im Rahmen der gewählten Forschungsstrategie transparent gemacht. Die Ergebnisse der Untersuchung werden abschließend unter der Frage gebündelt, welche normativen Ordnungen sich in Praktiken des repräsentativen Zeigens und Anerkennens in situ entfalten und vor dem Hintergrund medienpädagogischer Debatten um das relationale Subjekt diskutiert.
Betreuer*innen:
Prof. Dr. Sandra Aßmann, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Patrick Bettinger, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Ansprechpartner
Mail: sro-ife@rub.de
Web: https://ife.rub.de/sro
Sekretariat
Claudia Setterich
Tel: 0234 / 32- 28565
Raum: GA 1/33