Seit dem 01. Juli 2022 wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) der SFB 1567 "Virtuelle Lebenswelten" gefördert. Dabei handelt es sich um einen interdisziplinären Forschungsverbund, bestehend aus 13 wissenschaftlichen Teilprojekten und mehr als 50 Wissenschaftler:innen aus Erziehungswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Linguistik, Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft und Sozialwissenschaft. Im Zentrum steht die Erforschung der Virtualität als eine treibende Kraft für gesellschaftliche und kulturelle Transformationsprozesse mit einer Fülle von lebensweltlichen Bezügen und ihren Normalisierungen.
Unser Arbeitsbereich ist mit dem Projekt "Essen in der virtuellen Lebenswelt: Food Studying in der Universität" vertreten. Es widmet sich der Frage, inwiefern das konkrete Ernährungsverhalten von Studierenden, aber auch das kommunikative Reflektieren über Essen, Well-Being und Nachhaltigkeit durch und in Virtualität mitbestimmt wird. Ausgehend von der Beobachtung, dass bislang (zu) wenig Erkenntnisse bzgl. der Verbindungen vorliegen, die Individuen zwischen ihrer Essenswahl und Umweltaspekten bei der Ernährungsproduktion und -distribution ziehen, untersucht das Projekt Aspekte von Selbstvermessung und Nachhaltigkeit in einer Mixed Methods-Studie. Konkret untersucht werden situative Praktiken der digitalen Selbstvermessung und ihrer virtuellen Aufbereitung. Der Fokus liegt auf (Selbst)Optimierungspraktiken und schließt damit an Arbeiten zum Quantified Self an. Dabei werden zentrale Artefakte (z. B. Apps und Wearables), mit denen virtuelle Körper- und Selbstbilder projiziert werden, und die Reflexion über eben diese in die Forschung einbezogen. Das Unterteilprojekt C01.1 nimmt dabei individuelle Praktiken in den Blick und das Unterteilprojekt C01.2 Vergemeinschaftungspraktiken.
UP C01.1 Ernährung auf dem Campus und virtuelle Selbstvermessung betrachtet den Ernährungsalltag von Studierenden in der virtuellen Lebenswelt Universität und hebt sowohl auf Praktiken des Essens als auch des virtuellen Medienhandelns ab. Im Fokus stehen individuelle Ernährungsstile auf dem Campus, die Entwicklung von Präferenzen und Strategien Studierender nebst empfundenen Hindernissen und deren mögliche Überwindung im Virtuellen (z. B. durch die Nutzung von Datenbanken zu Nährwertangaben) im Fokus. Mit einem Mixed Methods Design (ethnografische Methoden sowie Online-Befragungen) wird untersucht, inwiefern lokale gastronomische Angebote bei der Selbstvermessung Studierender relevant sind und welche Praktiken ausgeübt werden. Mitunter wird erhoben, inwiefern spezielle Angebote von Studierenden bewusst genutzt oder vermieden werden.
In UP C01.2 Social Eating in der Lebenswelt Universität werden Vergemeinschaftungs- versus Vereinzelungstendenzen mit dem Fokus auf Ernährung und Essenspraktiken untersucht. Fokussiert werden hierbei der „virtuelle Tisch“ und die soziale Funktion des Essens. Es werden u. a. die Fragen behandelt, inwiefern Social Networks von Studierenden genutzt werden, um sich zum Essen zu verabreden, inwieweit das Phänomen „Food Porn“ sowie dessen Dokumentation und Diskussion im virtuellen Raum im studentischen Alltag eine Rolle spielt und inwiefern das (virtuell) organisierte Mitbringen bzw. Zubereiten eigener Speisen für Studierende tragend ist. Hieraus ergibt sich die Frage nach Teilhabe bzw. Inklusions- und Exklusionsmechanismen einzelner Gruppen von Studierenden (z. B. Veganer:innen, Nachhaltigkeitsaktivist:innen, Foodblogger:innen). Um die Struktur des virtuellen Raums im Bereich des Social Eating aufzuschlüsseln und damit relevante Elemente, Diskurse, Symbole und Handlungsweisen zu bestimmen, werden Interviews sowie Artefaktanalysen durchgeführt und online-ethnografische Methoden eingesetzt.
Zudem leitet Sandra Aßmann das "Didaktikstudio" im SFB, welches die im SFB gesammelten didaktischen Erkenntnisse und die Perspektivierung ihrer Umsetzung in der Lehre bündelt.
Fördergeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Sprecher: Prof. Dr. Stefan Rieger
Teilprojektleitung: Prof. Dr. Sandra Aßmann
Projektteam RUB: Prof. Dr. Sandra Aßmann, Kira Lewandowski (C01.1), Jane Jürgens (C01.2), Raphaela Gilles (Didaktikstudio), Marie-Estelle Philipp, Ariyan Arslan (Forschungsstudent)
Zeitraum: 07/2022 - 06/2026
Das Projekt zielt darauf ab, Lehrer:innen und Lernbegleiter außerhalb der Schule dabei zu unterstützen, die kritische Quellenbewertungskompetenz von Jugendlichen zu fördern. Lernmodule, die in einem früheren Projekt ("Qapito!") entwickelt wurden, sind auf die Bedürfnisse der MINT-Fächer zugeschnitten, sodass sie im naturwissenschaftlichen Unterricht leicht eingesetzt werden können. Eine Online-Fortbildungsmaßnahme und begleitende Webinare werden entwickelt, um Lehrkräften zu zeigen, wie sie die Qapito!-Materialien effektiv verwenden können. Die Wirksamkeit von Lernpfaden wird mit Methoden der empirischen Bildungsforschung evaluiert.
Fördergeber: Deutsche Telekom Stiftung
Projektleitung: Prof. Dr. Sandra Aßmann und Prof. Dr. Marc Stadtler
Projektteam RUB: Katharina Bauer (bis 04/2023), Melina Herzog, Philipp Marten, Paul Schmitz
Zeitraum: 07/2022 - 06/2025
Europäische Gesellschaften sind durch komplexe Diversifizierungsprozesse gekennzeichnet, mit denen auch grundlegende Transformationen im Feld der Bildung einhergehen. Der gemeinsam von acht europäischen Partneruniversitäten des UNIC-Netzwerks entwickelte und von der Ruhr-Universität Bochum koordinierte interdisziplinäre Joint-Degree Masterstudiengang „Superdiversity in Education, Organisations and Society“ (SEOS) reagiert auf diese komplexen Transformationsprozesse. Die erste Kohorte des innovativen Studiengangs startet im Wintersemester 2024/25.
Förderung: UNIC / Erasmus+ Programm der Europäischen Union
Projektteam: Prof. Dr. Sandra Aßmann (Academic Coordinator/SEOS Director at RUB), Prof. Dr. Henrike Terhart (Academic Coordinator/SEOS Director at RUB), Daniel Schumann (SEOS Programme Manager), Monika Gesing (SEOS Student Assistant), Jayson Naujoks (SEOS Student Assistant)
Weitere Informationen zu UNIC: unic.eu
Das praxisorientierte Lehrforschungsprojekt setzt sich am Beispiel Bochums mit Rassismus und Rassismuskritik in post-industriellen Städten auseinander. Im Februar 2022 kommen Stakeholder aus Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft und Ruhr-Universität Bochum zusammen, um aktuelle rassismusbezogene Herausforderungen der Bochumer Stadtgesellschaft zu diskutieren. In einem sich daran anschließenden interdisziplinären Lehrforschungsprojekt setzen sich Studierende in Kooperation mit Stakeholdern und Expert*innen aus dem UNIC-Netzwerk weiter mit diesen Herausforderungen auseinander und identifizieren mögliche Handlungsoptionen. Bei einem öffentlichen UNIC CityLab am 10.8.2023 stellen die Studierenden ihre Forschungsergebnisse vor.
Förderung: UNIC / Erasmus+ Programm der Europäischen Union
Projektteam: Prof. Dr. Sandra Aßmann (Academic Coordinator/SEOS Director at RUB), Prof. Dr. Henrike Terhart (Academic Coordinator/SEOS Director at RUB), Daniel Schumann (SEOS Programme Manager), Monika Gesing (SEOS Student Assistant), Jayson Naujoks (SEOS Student Assistant)
Weitere Informationen zu UNIC: unic.eu